Wenn ich an den Begriff Trekking denke, dann habe ich sofort Bilder von langen, beschwerlichen Wanderungen durch die raue Natur vor Augen. Nicht nur dem Menschen sondern auch dem Material wird dabei einiges abverlangt. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Rucksack – Er muss genug Volumen besitzen, und soll sowohl robust als auch komfortabel sein. Über die letzten Wochen konnte ich einen Trekkingrucksack testen, der sich all das auf die Fahne schreibt: Der Gnaur 90 RL von Lundhags.
Mit 90 Litern Volumen spielt der Gnaur 90 RL in der Königsklasse der Trekkingrucksäcke. Er wurde für lange Trekkingtouren durch entlegene Gebiete konzipiert und an diesem Maßstab muss sich der Nachfolger der V12-Rucksäcke auch messen lassen.
Hinweis: Der Testbericht ist Teil einer Outdoor Blogger Network Kampagne. Der Rucksack wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt und ich wurde für den Zeitaufwand bezahlt. Dies hat meine persönliche Beurteilung des Rucksacks, die sich in dem Testbericht widerspiegelt, nicht beeinflusst, da ich den Bericht vollkommen frei und selbständig verfasst habe.
Inhaltsverzeichnis
Material
Beim ersten Eindruck überzeugt der Gnaur 90 RL von Lundhags zunächst durch seine schiere Größe und die wertige Haptik. Bei dem verwendeten Material handelt es sich um das bewährte Lundhags PolyCotton Gewebe (kurz: LPC). Das Material ist eine Mischung aus 65% recyceltem Polyester und 35% organischer Baumwolle. Hier zeigt Lundhags, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Begriff ist, sondern auch aktiv umgesetzt werden kann, bravo!
Das Material ist mit einer Polyurethan Schicht (PU) überzogen, die den Rucksack nicht nur zusätzlich vor Abrieb schützt, sondern auch für eine 1500 mm Wassersäule sorgt. Bei leichtem Nieselregen muss also nicht sofort die Regenhülle herausgekramt werden. Auch die Nähte und Reißverschlüsse sind optimal verarbeitet.
Der schwere Stoff zeigt für wen dieser Rucksack geschaffen wurde: Trekker, die auf Robustheit und Langlebigkeit setzen. Ultralight-Wanderer haben bei diesem Rucksack das Nachsehen – und das ist gut so. Wem es bei einer langen Tour abseits der Zivilisation schon einmal den Rucksack zerrissen hat, weiß wovon ich rede. Das leicht höhere Eigengewicht von 3080 Gramm nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dem Material dadurch bedingungslos vertrauen kann.
Volumen und Fächer
Hauptfach
Der Gnaur 90 RL bietet mit seinen 90 Litern ausreichend Volumen für meine benötigte Trekkingausrüstung. Zum Test habe ich meine gesamte Ausrüstung, die ich auf meiner spätherbstlichen Nordkalottleden-Tour dabeihatte, eingepackt. Der dicke – 15°C KuFa-Schlafsack hat ohne Probleme in das Bodenfach gepasst. Dieses ist mit einem Reißverschluss vom Hauptfach getrennt (2-Kammer-Prinzip). Das Hauptfach kann sowohl von oben, als auch von vorne mittels zweier Reißverschlüsse geöffnet werden. Dadurch hast Du leichten Zugriff auf alle benötigten Ausrüstungsgegenstände und musst den Rucksack nicht jedes Mal komplett ausräumen. Weiterhin gibt es im Innern noch ein kleines Fach mit Reißverschluss für deine wichtigsten Gegenstände, wie z.B. den Pass und die Kreditkarte.
Seitenfächer
An den Seiten hat Lundhags 2 lange Cargo-Taschen angebracht. Und hallelujah(!) sogar das Zeltgestänge für mein 2-Personen-Zelt passt in die Seitentasche! Vorbei sind die Zeiten in denen ich den vollgestopften Rucksack abends am Zeltplatz fast komplett ausräumen musste, um an mein eingekeiltes Zeltgestänge heranzukommen.
Für die Freunde des gepflegten Bladder-Trinkens ( zu denen ich mich auch zähle) ist am Rückenteil des Hauptfachs eine Tasche angebracht. Den Schlauch kann man durch eine Öffnung über den Schulterriemen rechts oben nach vorne führen.
Außen sind weiterhin 2 dehnbare Mesh Taschen angebracht, in denen Du ohne Probleme 1,5 Liter Flaschen transportieren kannst. Die Mesh Taschen nutze ich persönlich nicht für Flaschen, sondern für andere Gegenstände, die ich ab und an benötige, wie z.B. mein kleines Stativ.
Klasse finde ich die beiden Taschen am Hüftgurt. Sie bieten ausreichend Platz für einige Müsliriegel, das GPS Gerät, (oder wie bei mir) die Actioncam oder alles andere, was griffbereit sein muss. Das Beste: Die Reißverschlüsse sind wassergeschützt, also keine Angst mehr um die elektronischen Geräte, wenn es regnet!
Rucksackdeckel
Der Rucksackdeckel verfügt über 2 Fächer und lässt sich komplett abnehmen, so dass Du bspw. bei einer Zugfahrt den Deckel als „Handgepäck“ nutzen kannst und den Rucksack verstauen kannst. Danke für den Tipp an Martin von outdoorhighlights.de, der den Rucksack auch getestet hat.
Tragesystem
Jetzt geht es ans Eingemachte! Ein Trekkingrucksack mit 90 Litern Volumen bedeutet de facto, dass oft hohe Lasten transportiert werden. Das Gewicht muss also ordentlich auf die Hüften übertragen werden. Der Gnaur lässt sich in der Höhe dem Rücken des Trägers sehr variabel anpassen. Während es die 90 Liter Variante nur in der Regular Long (RL) Version gibt, kann man bei den 60- und 75 Liter Varianten auch eine Regular Short (RS) Version wählen. Bei meinen 1,75m passt die RL Version noch mit ausreichend Spiel nach unten.
Die Höheneinstellung sitzt sicher, sie ist mir auch nach mehreren Tagen mit hohem Gewicht und Kraxeleinlagen nicht verrutscht. Die Polsterungen am Hüftgurt und an den Schulterriemen passen sich der Hüfte und der Schulter zielgenau an. Was mir sofort nach den ersten Einsatztagen aufgefallen ist: Ich hatte das erste Mal beim Einlaufen eines Rucksacks keine blauen Flecken an der Hüfte. Insgesamt sind die Polster eher fest und nicht so schwammig wie bei anderen Herstellern. Das hat den Vorteil, dass der Stoff sich nicht verschieben und zu Druckstellen führen kann!
Besonders gefallen hat mir die feste Unterstützung im unteren Rückenbereich, die für ein langes angenehmes Tragen unerlässlich ist. Der Rucksack sitzt durch ein externes Vollgestänge aus Aluminiumstäben äußerst stabil und kommt so auch mit 30 Kg Ausrüstung ohne Probleme zurecht. (Für die Technik-Nerds unter uns: Es handelt sich um 8mm 6005-T6 Aluminiumstäbe und zwei 20 cm lange vertikale 6005-T6 Aluminiumstreben.)
Auch bei meinen kurzen Kraxeleinlagen hatte ich keinerlei Probleme. Durch das feste Gestänge wurde die Bewegung des Rucksacks gut auf den Körper übertragen. Ich hatte also immer eine gute Kontrolle über den Rucksack. Was mich zu Beginn gestört hatte, waren die Trageriemen, die am oberen Ende sehr eng zusammenlaufen. Dadurch hatte ich im oberen Nackenbereich 2 Druckpunkte. Das ist aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich, also am besten probierst Du es mal selbst aus. Das Problem konnte ich beheben, indem ich die Höhe der Tragriemen nach oben angepasst habe. Nach einer Stunde war dann nichts mehr davon zu spüren.
Für die Größe des Rucksacks und das Gewicht, das er tragen kann, ist das Tragesystem insgesamt wirklich genial. Ich war schon öfter mal mit 28 bis 30 Kg unterwegs, aber noch nie hatte ich nach mehreren Tagen so wenige Druckstellen oder Rückenschmerzen. Die feste Polsterung und das Aluminiumgestänge machen sich bei einem hohem Rucksackgewicht bereits nach wenigen Tagen bezahlt!
Weitere Ausstattung
Zu allererst: Die Schnallen aus Flugzeugaluminium! Die sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch noch unverwüstlich. Eine sehr gute Idee und deutlich besser als die normalen Plastik-Clips, die nach meiner Erfahrung am schnellsten an einem Rucksack kaputt gehen.
Am Anfang ist das noch ein wenig ungewohnt, aber man hat das System schnell verinnerlicht. Nebenbei: Wie Du vielleicht weißt, stand ich bei meiner Nordkalottleden Tour bei -9°C und Schnee mit Strickhandschuhen da (Ja, ich weiß. Das war blöd.) Ich hatte Erfrierungen und war beim besten Willen nicht in der Lage diese bescheuerte Plastik-Schnalle des Hüftgurts aufzumachen. Mit dem System von Lundhags sollte das nun kein Problem mehr sein, da sich der Gurt deutlich leichter öffnen lässt, obwohl er beim Wandern absolut fest sitzt!
Dazu passt auch, dass die Reißverschlussschieber handschuhfreundlich sind. Du musst Dich also nicht mehr abkämpfen, um dieses dünne Bändchen am Reißverschluss zu erwischen.
An den Schulterriemen dienen D-Ringe zur Befestigung von Karabinern oder kleinen Rucksäcken, wie dem Gnaur +10 (falls selbst die 90 Liter noch nicht ausreichen). Weiterhin hat Lundhags gelochte Gurtbänder an dem Gnaur 90 RL angebracht, die genutzt werden können, um weitere Ausrüstung an dem Rucksack anzubringen (Tolle Idee!)
Am vorderen Teil des Rucksacks hat Lundhags einen großen Tragegriff angebracht. Bisher hatte mir der kleine Griff am oberen Ende des Rucksacks eigentlich immer ausgereicht, doch seid es diesen großen Griff an der vorderen Seite gibt, benutze ich nur noch diesen.
Zusätzliches Volumen erhält man, indem man die Manschette am oberen Ende des Rucksacks nutzt. Mit einem doppelten Kordelzug versehen, lässt sie sich schnell öffnen und wieder verschließen.
Fazit zum Gnaur 90 RL
Bei dem Gnaur 90 RL von Lundhags handelt es sich um einen robusten und langlebigen Trekkingrucksack, der mich auf vielen zukünftigen Touren begleiten wird. Das stabile und komfortable Tragesystem bewältigt auch 30 Kilogramm ohne Probleme. Zwar ist das Eigengewicht leicht höher als bei anderen Rucksäcken, doch nehme ich das sehr gerne in Kauf für einen stabilen Rucksack, auf den ich mich auch bei längeren Touren verlassen kann. Besonders haben mir die vielen kleinen Ausstattungsdetails gefallen, die den Trekking-Alltag vereinfachen. Insgesamt kann ich den Gnaur 90 RL all jenen empfehlen, die ausgedehnte Trekkingtouren planen, welche Mensch und Material einiges abverlangen.
2 Kommentare
Pingback: Lundhags Gneik - Rucksack ohne Schnickschnack | auf-den-berg.de
Я очень удивлен вашими способностями письма, еще мне понравился макет вашего блога.
Это платный шаблон или можно изменить его самому?
Все равно продолжайте писать хорошие статьи, сегодня не часто можно наблюдать отличный блог, как
этот. Благодарю вас